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Skipper Bootshandel SX170: Rückblick

Mit der Sensation SX170 haben wir einen wahrhaft »exotischen« GFK-Renner am Start. Das offene Sportboot stammt nämlich aus südafrikanischer Produktion. Angetrieben von einem 84,6 kW leistenden Mercury F115 CT, entpuppt sich der problemlos trailerbare Bowrider als absolutes Spaßgerät. Bitte einsteigen zur Probefahrt…

Wie der fesche Flitzer, der ein paar Kilometer südlich von Johannesburg in der Kleinstadt Randvaal aus der
Form gehoben wird, in die niedersächsische Provinz und für den SKIPPER-Test auf die hindurchfließende Aller gelangte, lässt sich relativ einfach beantworten. Die seit Kurzem als deutscher Sensation-Exklusivimporteur auftretende EK Marine Service OHG aus Neustadt am Rüben- berge wurde vom Gummersbacher Händlerkollegen Siegel auf die sportiv gestylte Modellrange mit dem vielversprechenden Markennamen aufmerksam gemacht. Zunächst entstand ein netter telefonischer Kontakt zur Werft, und es dauerte nicht lange, bis die Brüder und EK-Marine- Inhaber Christopher del Castillo (34) und Francesco Esser del Castillo (23) nach Südafrika reisten, um Andre van Helsdingen, den Gründer und CEO von Sensation Boats, persönlich kennenzulernen. Der Besuch sollte Früchte tragen. Im vorigen November und im Januar 2023 standen jeweils zwei Sensation-Boote auf den Wassersport-Messen in Berlin und Düsseldorf, um sowohl an der Spree als auch am Rhein zumindest auf neugierige Blicke oder aber auf konkretes Interesse zu stoßen. Mittlerweile wurden die ersten Einheiten verkauft und auch ausgeliefert. Parallel dazu verzeichnen die ambitionierten Importeure vom Steinhuder Meer eine kontinuierlich steigende Nachfrage. Jetzt, anlässlich der vom 25. bis 27. August terminierten Boot & Fun Inwater, beabsichtigt EK Marine, wiederum mit zwei Sensation-Modellen im brandenburgischen WassersportZentrum Werder Flagge zu zeigen, und zwar an Land und auch im nassen Element. Es besteht daher die Gelegenheit, sich bei einer Probefahrt auf der Havel einen persönlichen Eindruck von der Produktqualität und den Laufeigenschaften einer Sensation SXI230 zu verschaffen. Soviel zur »Vorgeschichte«. Bevor wir uns gleich der einsatzbereit am Aller-Anleger vertäuten Sensation SX170 widmen, vielleicht noch einige weitere erläuternde Infos. Das Repertoire von Sensation Boats reicht aktuell vom Vier-Meter-Angelboot bis zum seegängigen 44-Fuß-Katamaran mit doppelter Diesel-Power. Für den europäischen Markt ist allerdings eine CE-Zertifizierung vonnöten, die lediglich für fünf Bowrider-Typen vorliegt. Demzufolge wird hierzulande nur dieses Quintett angeboten. Die im modernen Vakuum-Infusionsverfahren gefertigten Kunststoff-Boote weisen eine Länge zwischen 5,10 und 8,04 Metern auf. Der Trailertransport ist mit geeigneten Zugfahrzeugen problemlos möglich, wobei die geringe Überbreite der »großen« Sensation SXI250 – es geht hier um exakt fünf Zentimeter – genau genommen eine amtliche Sondergenehmigung erfordert.

Bei der unbelastet 565 Kilogramm schweren SX170, welche die Einstufungskriterien der CE-Kategorie C erfüllt und so auf küstennahen Gewässern unterwegs sein darf, entfällt dieses Procedere natürlich. Unsere Testkandidatin misst als kleinster für Europa konzipierter Entwurf der Sensation Flotte kompakte 5,10 x 2,15 m. Im rutschhemmend strukturierten selbstlenzenden Cockpit, das wahlweise mit ei-nem einwandfrei zugeschnittenen Knöpfteppich oder elastischem EVA-Belag versehen ist, dürfen fünf Personen platz nehmen, wobei die maximale Zuladung stattliche 675 kg beträgt. Die etwas unorthodoxe Anordnung der akkurat vernähten, aber unseres Erachtens einen Tick zu weich gefederten Sitze verlangt nach Eingewöhnung. Der Beifahrer lässt sich nämlich auf einer in Längsrichtung postierten Bank nieder, die Bestandteil der mit einem Tisch zu kombinierenden L-Sitzgruppe ist. In deren Unterbau kommen mehr als ausreichendes Stauvolumen und die fachmännisch installierte Batterieanlage zum Vorschein. Der achterliche Durchgang zu den integrierten Heckstegen befindet sich steuerbords, wo dann auch eine stählerne Teleskop-Badeleiter angebracht ist. Der Skipper blickt auf ein klassisch instrumentiertes Armaturenbrett und durch eine verhältnismäßig hohe und leider nicht entspiegelte Echtglas-Windschutzscheibe. Wäre toll, wenn die Werft diesbezüglich Abhilfe schaffen könnte und obendrein den labilen Verriegelungsmechanismus am Mitteldurchstieg modifiziert – weitere Kritikpunkte haben wir nicht. Im Gegenteil: Das Gelcoat-Finish überzeugt ebenso wie die einwandfreie Topcoat-Versiegelung der zahlreichen Schapps. Außerdem glänzt die Sensation in typischer Bowrider-Manier mit zusätzlichen Lagerkapazitäten im Vorschiff. Sperriges Equipment, gemeint sind zum Beispiel Angelruten und Kescher oder auch ein Wasserski-Set, lässt sich mühelos verstauen.,

Antriebsseitig ist die 17-Fuß-Sensation für die Bestückung mit Langschaft-Außenbordern gedacht. Als Minimalleistung empfehlen wir 51,5 kW (70 PS), das obere Limit liegt offiziell bei 150 Pferdestärken – auf die man jedoch getrost verzichten kann. Mit dem eingangs erwähnten Mercury F115 EFI CT zeigt sich die agile Exotin sehr harmonisch motorisiert. Der perfekt ausbalancierte Rumpf mit moderater V-Kielung beeindruckt auch bei Extremmanövern mit einer bei- spielhaft hohen Fahrstabilität. Der phantomschwarze 115-PS-Reihenvierzylinder mit 2,1 Litern Hubraum beweist ein exzellentes Beschleunigungsvermögen, so dass das mit drei Personen besetzte Test- boot losgeht wie die Feuerwehr. Innerhalb von fünf Sekunden liegt Gleitfahrt an, und mithilfe des Motortrimms lassen sich sogar spektakuläre Flugeinlagen mit butterweichen Landungen realisieren. Die Topspeed-Messung ergibt 37,7 kn, gleichbedeutend mit 70 km/h. Fehlt noch die Antwort auf die Preis-Frage: Das motorlose Standard-Boot kostet 22.998 Euro. Im Package mit dem bissig antretenden Mercury und einigen sinnvollen Optionen werden 42.498 Euro fällig.

PROS

  • Sehr sportlich und sicher laufender, enorm wendiger Bowrider

  • Mit dem Mercury F115 CT am Heck extrem spurtstark und schnell

  • Sorgfältige GFK-Verarbeitung mit tadellosem Gelcoat-Finish

  • Reichlich Staukapazitäten im selbstlenzenden Cockpitbereich

  • Für einen leicht trailerbaren 17-Footer optimale Platzverhältnisse

  • Viele Möglichkeiten bezüglich der Kunststoff- und Polsterfarben

  • Wichtige Ausstattungsdetails sind bereits im Standard enthalten

  • Attraktives und voll konkurrenzfähiges Preis-Leistungsverhältnis

CONS

  • Zeitweilig auftretende Spiegelungen in der Windschutzscheibe

  • Verbesserungswürdige Scheibenverriegerung am Mitteldurchstieg

 

MOTOR AM TESTBOOT

Mercury F115 EFI CT, Viertakt-Außenborder mit el. Kraftstoff-Einspritzung, Leistung 84,6 kW (115 PS), Zylinderzahl: 4 in Reihe, Bohrung x Hub: 90 x 81 mm, Hubraum: 2.100 ccm, Gewicht: 165 kg, max. Drehzahlbereich 5.000-6.000 min-1, Einzelpreis: 17.129 €

 

Text & Fotos: Peter Marienfeld

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